Jetzt war ich eine Woche mehr oder weniger ausser Gefecht gesetzt, will sagen, die Bandscheibe hat mir mal richtig weh getan. Ich war gerade mal in der Lage den Schulweg zu schaffen und dann sofort zurueck auf meine Liege. Geholfen hat mir da zum Glueck, salopp ausgedrueckt Hermano Petro, bez. die damaligen Gehhilfen. Sah zwar nicht besonders aus, aber ich kam vorwaerts. Zum Hermano Petro spaeter noch paar Worte mehr.
Dank einer goettlichen Eingebung habe ich ein freundliches, einfaches Hotel gefunden.
Ich lebe auf dem Dach in einem wirklich netten Zimmer und geniesse auf meiner Krankenliege die Aussicht von der Dachterrasse. So laesst es sich trotz Unbeweglichkeit leben.
Mal so zwischendurch, die naechsten Reisedaten stehen: Am 6. Mai geht es fuer 2 Tage nach Lima und dann beginnt am 8. Mai in Cusco ein neuer Abschnitt der Reise, zum Anfang wohl der Matchu Pitchu.
Nun aber zur Geschichte Antiguas, der ehemaligen Hauptstadt des Koenigreiches Guatemala fuer ueber 200 Jahre, bis 1773. Entworfen auf dem Reissbrett, angedacht fuer 5000 Menschen. Im Jahr 1542 von Architekten Juan Bastida Antonielli geplant, wurde am 10. Maerz 1543 die bislang dritte guatemaltekische Hauptstadt ofiziell gegruendet. Da sich diese Stadt neben Lima und Mexico- Stadt zu einem politischen, wirtschaftlichen und kulturellem Zentrum entwickelte, adelte sie im Jahr 1566 Phillip der II von Spanien. So erhielt sie ihren vollstaendigen Namen (den ich aber aus scheibtechnischen Gruenden nur einmal hier auffuehre) La Muy Noble y Leal Ciudad de Santiago de los Caballeros de Goathemala.
Die Stadt wurde durch Kloester, Konvente und Kapellen bestimmt.
Da es sich hier gut leben liess, stoerte es die "Diener Gottes" auch nicht, das die prunkvollen Bauten von indianischen Sklaven errichtet wurden. Aus den frommen Kloestern wurden riesige Schatzkammern und Skandale, Intrigen und Techtelmechtel gehoerten zum Alltag wie der Messwein zum Vaterunser. Nicht wenige sahen deswegen das Erdbeben als Strafe Gottes.
Und dieses hat dann 1773 hat ganze Arbeit geleistet. Selbst meterdicke Waende konnten den Naturgewalten nicht trotzen. Doch selbst die Ruinen lassen noch die Groesse, Macht und Herrschaft die von diesen Orden ausging erahnen.
Das "Erdbeben von Santa Marta" bedeutete dann auch Ende der kirchlichen Macht kolonialer Praegung in Guatemala (herrlisch so ein gut geschriebener Reisefuehrer).
Ein Gebaeude, la Merced, hat nach den Plaenen und Konstruktionsanordnungen des Architekten Juan de Dios Estrada, das Erdbeben relativ gut ueberstanden. Damit steht hier einer der schoensten spaeten Barockbauten. Die ueppige Fassadenzier ist ein Beispiel des Churriguerismus-Stils (ich denke meine Kolleginnen und Kollegen bei der Stadt wissen das dieser Stil nach dem spanischen Bildhauer Jose Churriguera, 1650-1723 benannt wurde), der sich durch ueberwuchernden, ornamentreichen Stuck aus Blumen, Weinranken, Rosen und abstrakten Ornamenten auszeichnet.
Im Patio des Klosters befindet sich der ehemalige sehr farbenfrohe beruemte Brunnen der Fische. Hier betrieben die Moenche damls eine kleine Fischzucht. Sein Basin nimmt fast den ganzen Innenhof ein.
Im Jahr 1530 kamen die Franziskaner nach Guatemala und errichteten eines ihrer groessten Kloester des Koenigreiches. Besonders wegen eines Mannes gehoeren Kirche und Kloster von San Francisco zu den meistbesuchten Antiguas: Petro de San Jose de Betancur (kurz Hermando Pedro). Er verliess das Kloster und wurde die grosse Hilfe der Armen und Kranken, die er ausserhalb der Klostermauern pflegte. Er gruendete den Orden der Bethlehemiter und brachte vor allem Indianerkindern das Lesen und Schreiben bei. Im Jahr 1767 sprach ihn Papst Clemens der XVI heilig.
Beliebtes Photomotiv ist das Wahrzeichen der Stadt, Santa Catalina. Dieser Bogen von 1609 (1833 restauriert) gehoerte zum Konvent Santa Catalina Virgen y Martir. Er erlaubte den Nonnen seiner Zeit die Strasse zu ueberqueren ohne gesehen zu werden (Ich will mich erst garnicht auslassen, was damals so abging in diesen heiligen Staetten). Heute ist diese Strasse eine ziemliche Tourimeile, aber unbenommen schoen.
Der kleine Park Tanque de la Union liegt an einer wunderschoenen Waschstelle aus dem Jahr 1833. Diese koloniale Waschstelle wir heute noch von den indianischen Frauen benutzt. Seinen Namen erhielt der Park 1920 zu Ehren der zentralaerikanischen Arbeiterbewegung.
Leider befinden sich die meisten der religioesen Ruinen in einem baufaelligen Zustand und sind deswegen nur von aussen zu besichtigen.
Die Tage vielleicht noch ein paar Bilder mehr, denn hier steht noch ne Menge rum. Na ja, was man eben noch stehen nennt.
Nun wuensche einen angenehmen Wochenbeginn, die letze Woche im April.