Heute ist Sonntag, mein erster Tag in Antigua und ne Menge los auf den Strassen.
Bekannt ist Antigua ja auch durch seine Osterprozessionen. Da sind zehntausende von Menschen in der Stadt und jedes noch so kleine Zimmer ist belegt. Nur heute ist nicht Ostern, sondern der 2. April, also, fast zwei Wochen vorher.
Aber die Stadt ist brechend voll. Der ganze Ort ist eine Prozession. Erst einmal dominiert Lila, denn das sind die Farben der Kutten mit denen sich die Maenner von 3 bis 83 kleiden Daneben bestechen Gladiatoren aehnliche Gewaender. Es ist die Procesion de Jesus Nazareno de la Caida und das wird hier auch mal richtig feste gefeiert.
Es ist beeindruckend, ehrwuerdig und teilweise andaechtig. Das kenne ich aus unserem Raum, aber da ist es auch mit einem gewisser Authoritaet, etwas furchtsamen, etwas einzuschuechtern, verbunden. Hier ueberhaupt nicht. Alle Kirchen koennen besucht werden, die Blitzlichter flimmern nur so, Kinder toben und schreien, Menschen lachen, ueberall werden Maiskolben, Tortillas, Zuckerwatte und vieles mehr angeboten. Alle knipsen mit Photoapperat und Handy. Diese Stadt lebt lebendig in ihren Traditionen und ist einfach, einfach stolz.
Ja und dann ist es so weit: Eine Musikkapelle spielt Trauermusik, denn das ist authentisch, das ist so was von traurig weil furchtbar traurig schraeg. Aber ehrlich und herzergreifend, denn die alten verbeulten Blechinstrumente geben nicht mehr her, sag ich mal so. Nun, die Weihrauchschwaden werden immer dichter, dann kommt ein riesengrosser Schrein, obendrauf Jesus, getragen im Wiegeschritt von 100 Maennern, ehrfurchtsvoll die Strasse herunter. Dahinter dann eine Marienfigur, ebenfalls getragen, jetzt aber von Frauen.
Die Strecke wird immer wieder geschmueckt mit vielen kleinen, bunten, in Mustern gelegten Kieselsteinchen. Die werden aufwendig im Liegen ueber dem Kunstwerk mit Hilfe von Schablonen auf der Strasse aufgetragen, das stundenlang vorher. Wenn ich nicht am Weg der Prozession stehe, dann bin ich trotzdem mittendrin, denn diese Stadt lebt, zumindest mal so richtig kirchlich an einem Sonntag, meinem ersten Sonntag im April.