Die Stadt mit dem klangvollen Namen liegt im Zentrum Myanmars. Als ehemalige Koenigsstadt ist sie mit 1 Mio Einwohner die 2. groesste Stadt des Landes. Ihr Name leitet sich von dem Pali Wort mandala (gute Ebene) ab. Grosse Schriftsteller wie Amitav Ghosh (Der Glaspalast), Somerset Maugham und Orson Wells (Burmese days) liessen sich vom Charme dieser Stadt inspirieren. Und selbstverstaendlich darf "Freedom from Fear and other", geschrieben von Aung San Suu Kyi, nicht unerwaehnt bleiben. Die mittlerweile 60zigjaehrige fiel dem Militaer immer wieder unangenehm auf. Ueber 50 Ehrungen erhielt sie im Ausland, die wohl bekannteste im Jahr 1991, den Friedensnobelpreis. Allerdings hat ihre kritische Haltung der Politik gegenueber auch unangenehme Folgen. Von 1989 bis 1995 stand sie unter Hausarrest. Da ihre heftige Auseinandersetzung mit der Regierung hohe Wellen schlug, wurde sie nach einem Ueberfall auf ihren Konvoi im Jahr 2003 wieder festgenommen und seit dem steht sie wieder unter Hausarrest.
Wo wir schon bei den Buechern sind: Sehr alte und grosse Buecher die alle Dimensionen sprengen befinden sich in Mandalay. Sieben Jahre, 6 Monate und 22 Tage brauchten 200 Kunsthandwerker um die gesamten Tipitaka (Die 3 teiliege Lehre Buddhas) auf 729 Marmortafeln zu verewigen. Genannt wird dieses Werk auch Palikanon (drei Koerbe). Waren diese Tafeln anfangs noch mit Metallschirmen geschuetzt, erhielten sie spaeter jede eine kleine Pagode. Abgefasst in Pali, war der Schriftzug im Herstellungsjahr 1868 noch vergoldet. Heute ist er nur in schwarz ausgemalt. Da ich als Fremdsprachenspezialist natuerlich auch Pali beherrsche, wollte ich mir das Werk mal kurz zu Gemuete fuehren und auf etwaige Rechtschreibefehler pruefen. Allerdings liess das unser Urlaub nicht zu, denn selbst wenn ich jeden Tag 8 Stunden gelesen haette, waere ich 450 Tagen spaeter fertig geworden. Auftraggeber war Koenig Mindon, der im Rahmenn der fuenften Buddhistischen Synode von 1871 zum Gedenken an Buddhas 2.400 Todestag geladen hatte. Waehrend dieses Treffens rezitierten 2400 Moenche den gesamten Text der Tipitaka, um sich danach auch auf eine einheitliche Fasssung zu einigen.
Ebenfalls unglaubliche Ausmasse sollte die, mit Baubeginn von 1790 geplante Mingun-Pagode erreichen. Koenig Bodawpaya liess mal viel tausend Sklaven schuften um diese riesen Stupa mit Kantenlaenge 72 m und einer Hoehe von 50 m zu errichten. Geplant waren 152 m Hoehe. Nach dem Tod des Koenigs wurden aber die Plaene erst mal zur Seite gelegt. Als dann auch noch 1840 ein Erdbeben das Gebaeude stark beschaedigte, war es um den Groessenwahn geschehen. Allerdings ist sie noch zu besichtigen und kann wohl als der hoechste, in Ziegelsteinen errichtete Aussichtsturm, bezeichnet werden.
Direkt nebenan steht die, mit einer Hoehe von 3,7 m, Umfang 15 m, unterer Durchmesser von 5 m und einem Gewicht von ueber 90 Tonnen, groesste funktionstuechtige Glocke der Welt. Die Glocke im Kreml uebertrifft sie zwar, ist allerdings gesprungen und hat daher nicht mehr den urspruenglich bestimmten Klang. Bis dahin habe ich ja alles meinem Guide geglaubt. Nur, die groesste Glocke der Welt, da war der koelsche Jung aber nicht mit einverstanden. Auf meinen Einspruch, die groesste Glocke der Welt haengt natuerlich im Dom zu Koelle und heisst der dicke Pitter, liess er nicht gelten.
Wir einigten uns schliesslich auf unendschieden, denn Pitter ist mit 25 Tonnen die groesste freischwingende Glocke der Welt, waehrend dieses, noch nicht mal Bimmelgloeckchen, in Mingun mal laeppisch nur mit einem dicken Stab von aussen geschlagen wird. Geschlagen musste ich mich aber bei der naechsten Sehenswuerdigkeit geben. Dem 5 Tonnen schweren Tempelgong hatte ich nichts entgegen zu setzen.
Dieser Tempelgong gehoert zur Mahamuni Pagode. Hier ist die mit Abstand meist verehrte Buddha Statue des Landes untergebracht. Als das Hauptpilgerziel wird sie auch ununterbrochen mit Gold beklebt. Mit 3.8 m Hoehe verliert diese einstige Bronzefigur so langsam die Form. Mehr als 2,5 cm dick am Arm, auf der Brust kleben stolze 35 cm. An der Stirn haengen mehr Edelsteine als sonst irgendwo.
Auf dem Weg von Bagan nach Mandalay passierten wir den Mount Popa. Hier liegt mitten auf der Bergspitze eine Klosteranlage, in der sich munter die Affen tummeln. Der erloschene Vulkan erreicht eine Hoehe von 1518 m. Der aus dem sanskrit stammende Name bedeutet Blume, was wohl an der sehr ueppigen Pflanzenwelt liegen mag. Hier am Fusse des Berges erfahren wir von einer weiteren sehr bedeutungsvollen Glaubensrichtung im Buddhismus. Dem Glauben an die Natgeister. Seit langem schon trieben sich geheimnisvolle Okkultisten und Alchimisten im Wald herum, immer auf der
Suche nach lebensverlaengernden Kraeutern. Und hier sind auch im laufe der Jahrhunderte Geister jeglichen Coleurs aufgetaucht. Eigentlich gbt es 3 Typen, die Ahnen, ortsgebundene Hausgeister und Naturgeister. Nat hat seinen Ursprung in der Palissprache und bedeutet Herr oder Beschuetzer. Ein Nat kann eine verstorbene Persoehnlichkeit, eine legendaere Figur oder auch eine Hindu-Gottheit sein. Mal eben erwaehnt Bobogyi und U Shin Gyi, sie beschuetzen die Wasserwege des Ayeyarwady-Deltas. Oder auch Eindwin Nat, er ist mit Maung Tinde identisch, fuer den immer eine Kokusnuss geopfert
wird, die auf einem kleinen Altar liegend, geschmueckt durch rote Stoffe und Blumen, in keinem Haushalt fehlen darf. Bevor das hier alles zu einer riesen Ahnengalerie mit tausend Kommatas (die ich wahrscheinlich auch noch dauernd falsch setze) wird, nur kurz eine Geschichte zu uns Eindwin Nat. Vor langer Zeit begab es sich, dass im Koenigreich Tagaung ein junger Mann lebte. Seines Zeichens Schmied war er unglaublich stark, denn unter seinen Schlaegen bebte die Erde. Weil er so gut gebaut war, wurde er nur "der Stattliche" genannt. Dem Koenig gefiel er nicht, den das Weichei fuerchtete und neidete ihm seine Kraft und Staerke.
Also was macht so ein Mann in dieser hohen Position: Er gab den Auftrag den Schmied zu toeten. Maung toetet 7 seiner Meuchelmoerder auf einen Streich und verschwand in den Waeldern. Darauf machte sich der Koenig an die huebsche Schwester des Schmiedes heran. Er ehelichte das holde Engelein und lud Maung zur Hochzeitsfeier ein. Kaum den Koenigspalast betreten wurde dieser festgenommen, an einen Sagabaum gebunden und verbrannt. Seine verzweifelte Schwester schrie auf und lief weinend ebenfalls ins Feuer, wo beide unter grossen Schmerzen starben. Nur das Gesicht der Frau blieb unversehrt. So bekam sie spaeter den Namen Goldgesicht. Die Geister der Geschwister lebten im Baum weiter und brachten allen, die sich im Schatten aufhielten, Unglueck. Darauf befahl der Koenig den Baum zu faellen, um ihn dann in den Ayewardy zu werfen. Hier trieb er flussabwaerts. Schneller als der Stamm weitertrieb, verbreitete sich die ungluecksselige Geschichte im Land. Als sie den Stamm Thiripyitsaya nahe Mandalays ereichte, liess der dortige Koenig Thinlikyaung den Baum bergen und die besten Holzschnitzer arbeiteten zwei Figuren daraus. Die beiden Statuen nannte er Mahagari (Herrscher des grossen Berges) und brachte sie zum Mount Popa. Hier leben sie noch heute und werden von den anliegenden Dorfbewohnern gehuldigt und verehrt.
So kann also jede Person die eines ploetzlichen Todes stirbt, sei es Krankheit, Unfall oder Mord, zu einem Nat-Geist werden. In Myanmar gibt es 37 dieser Geister. Oberhaupt ist Thagyamin, der den obersten Hindugott Indra darstellt. Unter dem Namen Sakka wird er als Schutzherr des Buddhismus verehrt. Wie stark dieser Geisterglaube noch verbreitet ist, konnten wir an unserem Guide sehen. In Naehe der dargestellten Figuren wurde er leiser, ja in den Raeumen selbst sprach er auch nicht ueber sie. Das bringe Unglueck, sagte er uns spaeter, als er uns auf einer Pagode sitzend, die hunderttausendste Natgeschichte zum Besten gab.
Also wenn Interesse da ist, paar Geschichten haette ich noch drauf. Besser gesagt Ariane, denn sie hat immer freundlich zugehoert, waehrend ich schon mal unhoeflich und geisesabwesend in der Nase bohrte. Das geht natuerlich nicht, da bekam ich von meiner Holden erst mal den Ellbogen voll in die Seite und dann, wie man so in Koeln sagt, ne richtige Zigarre angemacht. Ich bin ja lernfaehig und haenge an meinen Rippen, deswegen war ich von da an der aufmerksamste Zuhoerer ueberhaupt
Und dann ging es mit der Pferdekutsche Richtung Inwa. Inwa (Eingang zum See) ist eine alte Koenigsstadt die im klassischen Pali Ratnapura (Stadt der Edelsteine) genannt wird, auf birmanisch Yadanabon heisst, waehrend sie im Ausland unter Ava bekannt ist. 20 km von Mandaly entfernt, ist es ein idyllisches Doerfchen. Heute ist vom Bagyidas Palastanlage nur noch der Nanmyin Wachturm erhalten. Er wird auch der schiefe Turm von Inwa genannt. Mit schlottrigen Knien bestiegen, bietet er eine wunderschoen Rundblick ueber den Ayeyarwady.
Noerdlich des Turms steht das Maha Aung Mye Bonyan Kloster. Mit seiner traditionellen Holzarchitektur dient es heute noch den Moenchen und als Schule. Eines der schoensten Kloesster liegt 5 km der Sonne entgegen, inmitten der koeniglichen Reisfelder.
Die 1834 errichtete Anlage besteht nur aus Teakholz. Getragen wird die 57m lange und 31 m breite Konstruktion von 27 maechtigen Teakholzstaemmen, deren groester 18 m hoch und 3 m Umfang aufweist.
Mit diesen ernsteren Bildern endete auch der Ausflug Mandalay. Aber was ist eine Reise ohne Strand? Eben, also wurden wir im Anschluss direkt an den Ngwesaung Beach gebracht. Hier hatten wir Zeit und Ruhe ueber die vergangenen sehr ereignisreichen Tage nachzudenken. Bald mehr davon, mehr von einem Meer das tatsaechlich an die 30 Grad Wassertemperatur hatte.