Also liebe Freunde, da hat mich der Karneval hier in La Paz ganz schoen geschlaucht und geaergert, denn ich habe leider keine einzige Kamelle gefangen. Jetzt fahre ich frustriert wieder in die weite Welt. Im Kopf meine alten deutschen Schlager, die irgenwo hier im Text auch auftauchen. Fuer den, der die richtigen Titel und zugehoerige Interpreten alle aufzaehlen kann, gibt es dann spaeter bei mir Soleiessen bis der Arzt kommt.
Es ging in die groesste Salzwueste der Erde. Den Anfang habe ich mit der Bahn gemacht. Eine lange Fahrt in das Ungewisse. Die Bolivianische Eisenbahngesellschaft ist nicht mit den neuesten Modellen ausgerichtet. Zumindest werden diese Zuege auch nicht unpuenktlicher als die DB sein. Meine Lieblingsbahnen stammen von einem ueber 50 Jahre alten Friedhof der Eisenbahnen in Uyuni, dem Cementerio de trenes.
Da auch noch eine lange Laufstrecke durch die Wueste bevor steht, habe ich mich erst mal auf den naechsten Zug geschwungen. Es rostet ein Zug im Nirgendwo, mit mir als Passagier, so begann mein neues Abenteuer.
Der Salar de Uyuni, ueber 9000 qkm, 190 km lang und bis zu 60 km breit. Die Salzschicht ist bis zu 7,00 m maechtig, frueher ein riesiger Meer von dem jetzt die alten Qeuchastaemme nur noch traurig singen, mein Freund das Meer ist tot, es schwimmt nicht mehr.
Als wissenschaftliches Team machten wir uns auf den Weg in diese riesige Einsamkeit, um nach Resten alter Tierkulturen zu suchen. Urspruenglich gehoerte der Salar zum gewaltig grossen Andenbinnenmeer Lago Minchins. Aber als der Ursee vor Jahrmillionen austrocknete, verliessen auch die letzten Dinosaurier diese Staette, legten sich auf den Boden und wollten nicht weiterleben. Denn ohne Wasser wurden die Dinosaurier einfach immer trauriger.
In den unendlichen Weiten des Salars orientierte ich mich an meinem Guide und sagte, dass einzige was ich hier sehe sind Deine Spuren im Salz, aber gemeinsam mit der Gruppe erreichten wir die naechste Oase Incahahuasi. Sie hat auch den Namen Isla Pescado. Auf ihr wachsen zahllose, bis 12 m hohe Kakteen (ca. 120 Jahre alt) die Cardónes. Hier liess ich mir mal einen Stoppelbart stehen, denn vor mir stand mein kleiner gruener Kaktus.
Diese Isla de pescado war wirklich ueberzeugend in ihrer Einmaligkeit des Kakteenwuchses. Aber der stundenlange Marsch in sengender Sonne ging weiter, die Socken qualmten und ich hatte jede Menge Salz in den Schuhen aus Uyuni. Wie gesagt, 190 km lang, das zu Fuss und teilweise mit dem Auto, da geht einem auch mal das ehemals schoenste Salzmeer auf die Soleier und im Kopf geisterte frustriert nur noch ein Gedanke, so schoen kann doch kein Meer sein, dass ich ihm lange nachwein.
Und mit den Traenen des Frustes wurde die Tuer zum Hostal de la sal aufgestossen, um im beginnenden Abendlicht den anstrengenden Tag ausklingen zu lassen. Dieses tatsaechlich aus Salz gebaute Hotel hatte am Abend eine warme Dusche. Denn nachts macht das hier keinen Spass. Ueber 10 Grad unter Null sind ja auch kein Pappenstiel.
Besonders der fruehe Morgen, 5.00 Uhr aufstehen war angesagt, der machte zu schaffen. Entlohnt wurde mit einem herrlichen Sonnenaufgang und den mittlerweile zu Freunden gewordenen Lamas, oft sahen wir auch die freilebenden Vicunás. Diese Tiere sind geschuetzt, sehr scheu und geben die wohl beste und auch teuerste Wolle der Erde.
Ja, es gab natuerlich auch noch jede Menge eher ungewoehnlicher Steinformationen unterwegs auf der Strasse nach Laguna Colorada. Leider waren die bekannten rosa Flamingos, die Flameno de James, nur in weiter Ferne zu sehen. Wir hatten aber auch andere Probleme. Denn so schoen die Lagune in einem tiefen Rot glaenzt,so schoen wird es auch nachts kalt. Denn sage und schreibe 18 Grad unter Null. Ausgeruestet mit Schlafsack, Decken und allem was in meinem Rucksack war am Koerper, haben wir diese Teufelsnacht ueberlebt. Allerdings stehe ich jetzt noch unter Schock, zaehle verzweifelt immer wieder meine Zehen nach. Das war kein Spass, das war unsinniger Ausflugsbloedsinn.
Die letzte Station ging vorbei an einem Gesyr zur Laguna Verde. An dieser Lagune findet zur Mittagszeit ein einmaliges Schauspiel statt, da sich Mineralien im Wasser verfaerben. Wurde uns erzaehlt, denn wir waren natuerlich gegen 9.00 morgens da, eine schweinekalte Zeit. Trotzdem noch ein schoener Anblick, da die Berge im Hintergrund entschaedigen.
Das war die Wuesten, Salz und Kakteentour, die ich in Erinnerung an einen kuerzlich verstorbenen Kuenstler mit den Worten ausklingen lassen moechte, der da damals auf seiner Tour durch die geliebte Wueste des Lebens sang: Salz, Stein und Kaktus bricht, aber unsere Liebe nicht.
Nun endet das Abenteuer Bolivien, allerdings auch die Erinnerungen an das deutsche Liedgut.
Hier kurz die modern ausgestatte Grenzanlage zwischen Bolivien und Chile.
Jetzt bin ich in San Pedro de Atacama in Chile. Die Atacama Wueste ist das vermutlich trockenste Gebiet der Erde. In dieser Wueste gibt es Bereiche, da hat es noch nie geregnet. Es sind Bergarbeiter Baraken gefunden worden, die wurden vor 100 Jahren verlassen. Die gefundenen Konservendosen haben noch keinen Rost angesetzt. Ebenfalls noch zu erwaehnen, ist der San Pedro Graben an der Pazifikkueste. Dieser Graben ist teilweise tiefer, als die Anden hoch sind, also weit ueber 6000m tief.
Der Ort brummt aber auch nicht gerade vor Stimmung. Es ist trotzdem eigentlich sehr schoen hier, die Chilenen sind ausgesprochen freundlich. Allerdings ist hier auch alles auf Tourismus ausgerichtet, dementsprechend teuer ist hier alles. So werde ich nicht lange bleiben.
Aber es wird natuerlich auch eine Menge geboten. So zum Beispiel ein Ausflug in das Tal des Mondes, Valle de la luna. Und der Name kommt nicht von irgenwo her. Diese ueber eine Million alte Gegend hat sich in tausenden von Jahren durch Trockenheit und die unablaessigen Winde gebildet.
Diese Salzgebirge, Cordillera de la sal, sind in ihrer Beschaffenheit einmalig. Mit Phantasie ist auch der Name dieser Figur, die drei betenden Marias, entstanden.
Aber hier gibt es tatsaechlich auch die Moeglichkeit des Surfens. Mal eine andere Art den Sand zu passieren.
Im Hintergrund erheben sich auf bolivianischer Seite der ueber 6000 m hohe Cerro Sairecabur, der Volcán Lincancabur und der Cerro Juriques, alle aehnlich hoch. Das Panorama laesst mich schon in Ehrfurcht erstarren.
Nun, aber dann ist es soweit. Bekannt ist der Ort fuer seinen Sonnenuntergang. Diese Farben, dieses Licht in dass das ganze Tal getaucht wird, uebersteigt auch meine gesetzte Erwartung. Da loesen sich so einige Anspannungen, mein Gott da brummts in der Birne.
Eine sehr schoene Atmosphaere um Abschied zu nehmen. Hier lasse ich heute nochmals meine ersten 4 Monate Mittel- und Suedamerika an mir vorueber ziehen. Gedanken zu dem Beginn dieser Reise. Was ist eigentlich passiert in dieser Zeit, haben sich Wuensche erfuellt, sind Ueberlegungen eingetreten, mit denen ich garnicht gerechnet habe. Am Montag frueh geht es mit dem Bus in 24 Stunden nach Santiago de Chile. Da kann ich meinen Gedanken freien Lauf lassen.