So, liebe interressierte Kenner/innen der guatemaltekischen Geschichte, nun geht auch langsam meine Zeit in Antigua dem Ende entgegen und dass, obwohl ich mitten im Geschehen bin. Denn, um auch wirklich wissenschaftlich arbeiten zu koennen, habe ich mich an der sehr angesehenen im Jahr 1678 gegruendeten Universitaet, La Pontifica y Real Universidad de San Carlos Borromeo heute La Exelencia, in Antigua eingeschrieben. Studienschwerpunkte sind Archaeologie, Wirtschaftswissenschaften und Philosophie. Da hier strengste Aufnahmebedingungen herrschen, war es mir nur moeglich die Immatrikulation zu erhalten, in dem ich auf die Stadt in der ich lebe hinwies. Diese ist auch in Guatemala bekannt da, wie die Geschichtsbuecher es beweisen, so einiges die beiden Staedte verbindet. Und aus diesem Grund hat mich der Dekan El Senor Antonio de Fuentes y Guymann mit Sondergenehmigung direkt zum Hauptstudium zugelassen.
Lange Rede kurzer Sinn:
Hier die Ruinen der Klosterschule Colegio de San Jeronimo.
Wie meine Recherchen ergeben haben, gelang es den Mercedariern erst im Jahr 1757 ihre lang ersehnte Klosterschule nach 20-jaehriger Bauzeit auf einem stadteigenen Grundstueck zu eroeffnen. Die Freude waehrte aber nur 4 Jahre. Wohl aufgrund der Anzeige eines neidischen Nachbarklosters wurde die Bauaufsicht eingeschaltet. Als oberste Ordnungsbehoerde stellte sie fest, dass das Gebaeude ohne koenigliche Genehmigung errichtet wurde.
Oberster Chef war Koenig Karl der III von Spanien. Er befahl den sofortigen Abriss. Auch der verzweifelte Versuch der Mercedarier, sie erbrachten den Nachweis das die Kloester der Clarissinen Santa Clara und das Kapuzinerkloster (Las Capuchinas) ebenfalls ohne koenigliche Genehmigung errichtet wurden, war erfolglos.
In der damals beruehmten 17-stuendigen Verhandlungsnacht von Antigua praegte Karl der III einen heute noch gueltigen Rechtgrundsatz, der da lautete: Es gibt kein Recht im Unrecht.
Kenner der damaligen Szene vermuteten aber eher, dass der Clarissinen Orden (er gehoerte zu den reichsten in Antigua) seinen Einfluss bis nach Spanien geltend machte, da er ueber lange Jahre bevorzugte Posten in seinem Kloster mit Staatsdienern besetzen liess. Diese Angestellten hatten nichts anderes zu tun, als jahrelang als mittelmaesige Raedchen in einem gut funktionierenden System mit- und zu zuarbeiten. Lohn war dann spaeter ein gutbezahlter Posten (Qualifikation war hier nicht oberste Prioritaet) im Kloster, oder in einem der vielen klostereigenen Betriebe.
Uebrigens, so die einhellige Meinung der Geschichtsforscher, ein System welches sich ueber die Ozeane bis zum Rhein erstreckte und hier nochmals perfektioniert wurde.
Die Gebaeude wurden allerdings dann doch nicht abgerissen, weil Karlchen schlau war und deswegen dienten sie angeordnet um einen Brunnen (mit herrlichem Blick auf den Vulkan Agua), als koenigliches Zollhaus mit den dazugehoerigen Wohnhaeusern und Pferdestellen. Dem grossen Erdbeben 1773 hatten allerdings die angedachten kloesterlichen Gebaeude nichts entgegen zu setzen.
Ebenfalls mit Schwierigkeiten begann 1701 der Bau des Konvents La Recoleccion auf kircheneigenem Grundstueck am nordwestlichen Stadtrand von Antigua. In diesem Fall konnte erst aufgrund eines koeniglichen Dekrets mit dem Bau gegen den Willen des Stadtrates begonnen werden. Dieser hatte geltend gemacht, dass es in der Stadt schon genuegend religioese Orden gaebe. Liest man in den Geschichtsbuechern und Protokollen der damaligen Zeit aber genauer nach, war immer von einem staedtischen Fonds die Rede, der fuer die Errichtung grosser bedeutender Gebaeude auf staedtischen Grundstuecken zustaendig war. (Es handelte sich damals um ein Zusammenschluss verschiedener Klostervorsteher und Aebtissinnen der von
Elvira von San Francisco, der Aebtissinn des Konvents Santa Catalina Virgin y Martir geleitet wurde. Dazu gehoerte das Karmeliterinnenkloster
Santa Teresa, die
Clarissinen und die Fransiskaner mit ihrem Vorsteher
Hermando Pedro. Wie schon bekannt, zog sich dieser spaeter aus dem beengenden Klosterleben zurueck und kuemmerte sich vor den Toren der Stadt um die Armen und Kranken. Er wurde gelaeutert und als gelernter Maurer baute er dannn das Hospital Belen, sowie die erste Schule des Koenigreiches Guatemala, wo er vor allem Indianerkindern das Lesen und Schreiben beibrachte. Spaeter gruendete er mit einem Freund den Orden der Bethlehemiter.
Zurueck zur Stadtgeschichte. Um die Staerke und Wichtigkeit des Fonds in dieser Stadt zu demonstrieren setzte sich der Name aus den Anfangsbuchstaben der Gruendungsmitglieder/innen zusammen. Und selbstverstaendlich waren zu der damaligen Zeit die wichtigsten Personen aus Politik, Kirche und Wirtschaft an diesem Fonds beteiligt. Er war so angelegt, dass er keinerlei Risiko trug. Es wurden durch undurchsichtige und nicht durchschaubare Vertrags- und Pruefungskonstruktionen jegliche Risiken ausgeschaltet. Die Sache waere gar nicht so erwaehnenswert, wenn nicht das damalige Stadtsaeckel Antiguas (denn dieses trug das komplette Risiko) fast bankrott daran gegangen waere. Die goettliche Fuegung von 1773 liess allerdings diese Sorgen vor dem Untergang einer ganzen Stadt in Vergessenheit geraten.
Der Komplex des Recoliccion-Klosters wurde nach dem ersten Beben 1717 erneut aufgebaut, die damalige Kirche avancierte zu einer der groessten Antiguas. Der Konvent besass zwei Stockwerke. Diese beherbergten Archiv, Bibliothek, Studierstuben, Musikzimmer, Apotheke und Krankenzimmer. Der Reichtum des Ordens zeigte sich in der Ausschmueckung der Kirche, die voll von wertvollen Gemaelden, Statuen und Bildnissen war. (uebrigens ist an dieser Stelle mal bervor zu heben, dass zur Recherche nicht nur die das damalige Erdbeben ueberlebten Originaltexte beigetragen haben. Wesentlich verantwortlich zeigen sich die hervorragenden Reisefuehrer Reise know how und Stefan Loose. Tausend Dank, wirklich informative und gut gestaltete Reisebegleiter).
Der letzte grosse Bogen am Eingang diese praechtigen Klosters fiel dem Erdbeben 1976 zum Opfer.
Wie die Geschichte Guatemalas aus der damaligen Zeit eindrucksvoll beweist, sind einige der Gepflogenheiten wohl bei jemand auf einen solchen Unmut gestossen, dass die Erde bebte. Nun bleibt zu hoffen, dass in unserem heutigen , modernen, aufgeschlossenen und fortschrittlichen Jahrhundert die Menscheit mit offenen Augen und Ohren in Ehrlichkeit aus der Geschichte lernt. Also ich hoffe das zumindest, denn ich moechte nicht wiederkommen und der Dom sieht so aus wie auf diesen Bildern.