Leise Reisen und auch Danke sagen:
Nun komme ich zu weiteren, tiefer gehenden Beweggruenden meiner Reise. Und bei diesen Beschreibungen kann es schon mal drunter und drueber gehen. Aber so sollen sie sein meine Gedanken; frei und nicht immer unbedingt strukturiert,sondern das beschreibend was gerade in mir arbeitet.
Es ist eben nicht nur das Entdecken unbekannter Laender, ihrer Kulturen und Lebensformen, sondern auch das Zugehen auf neue Aufgaben (z.B.das Thema Sprache) und ebenfalls das Beobachten und die Wahrnehmung einer Person. Und von diesem Erleben erzaehle ich ebenfalls, auch wenn es halt mal sehr privat werden kann.
Jetzt gerade sitze ich hier in 2500 m Hoehe und habe einen wunderschoenen Blick in ein Tal der Sierre Madre. So wie meine Beine an der Bruestung baumeln, so gleitet ruhig meine Seele in die unendlichen Weiten. Obwohl ich hier sitze, fliege ich doch einem grossen Vogel gleich, leise in die Berge.
Es ist ein neuer Tag, aber was bedeutet das? Was ist ein Tag, was ist neu?
Ist denn der Tag schon eine Konditionierung, weil die Zeit als Quantität ebenfalls konditioniert ist? Gibt es den Begriff Tag, wenn Zeit Qualität hat? Ist Zeitqualität eine Konditionierung? Ich spüre ein nein? Darüber nachzudenken ist etwas Neues, nichts geprägtes, etwas was sich entwickelt durch Gedanken.
Es ist, wie auf eine dünne Schicht Eis zu gehen, aber mit der Sicherheit getragen zu werden. Es ist das Gefühl sich in zwei Welten aufzuhalten. Die reale Welt, die geprägte, die sichtbare; die Welt der Gedanken aber ist unscharf, ist ahnend, ist Unsicherheit, ein Erkunden, ein in sich hinein-Tasten, und trotzdem bleibt die Sicherheit auf dem dünnen Eis zu stehen.
Es ist die Ruhe im Herz, kein Gedanke der abschweift, der Altes herausholt, der Narben aufbrechen lässt. Ich danke Gott für diese Momente, ich sage zu wenig danke. Danke sagen, heißt aufmerksam werden, Aufmerksamkeit im Herzen und im Geist zu tragen; heißt damit dankbar im Leben zu stehen. Mit der Verbindung Kopf, Geist und Herz als Einheit zu spüren, der Versuch diese Einheit in den Körper gleiten zu lassen. Es gibt nur wenige Momente, wo ich dieses Gleiten spuere, und das ist dann der Augenblick wo ich mich in die Luefte schwinge und sich eine unglaubliche Freude in meinem Herz ausbreitet. In diesen Momenten schiessen mir die Traenen in die Augen und ich weine vor Glueck.
Und ich sage auch all den Menschen danke, die es mir ermoeglicht haben zu gehen (und hier auch nochmals danke fuer die vielen Geschenke und die schoene Geburtstagsparty), so dass ich mir keine Gedanken ueber Miete, Konto und die taeglichen Dinge des Alltags zu Hause mehr machen brauche.
Und ein besonderes Dankeschoen gilt einem mir sehr nahestehenden Menschen, der mich gehen liess, obwohl es weh tat. Aber da sie mich aus und mit ihrem Herzen gehen liess, kann sich Neues in meinem Herzen oeffnen.
Und wenn sich in diesem Moment aus den dunkelgruenen, ruhig im Wind wiegenden Kiefernwaeldern ein blauer Papagei in das glitzernde Sonnenlicht schwingt, dann ist das hier wohl der richtige Sitzplatz.