Nun hiess es, auf den Spuren der Aborigines zu wandeln. Damit war eine 3500 km Strecke, groesstenteils unbefestigt, und Natur pur verbunden.
Mit einem extrem gelaendetuechtigen Fahrzeug ging es von Adelaide ab ins Outback.
Damit moechte ich auch mal direkt das Team vorstellen. Geleitet und mit der besonderen Gabe eines ausgezeichneten Guides, auch in der Person Fahrer, Koch sowie Tier- und Landschaftsexperte, der durchgeknallte Drew.
Weitere 4 Prinzessinen und 6 knallharte Typen fuellten den Wagen.
Angesagt waren 10 Tage in der freien Wildbahn. Unser Haus war der Boden, das Dach der Himmel. Noch nicht mal so etwas stoerendes wie ein Zelt gab es ueber uns. Auf einer Matte war der Schlafsack das Bett.
Am Lagerfeuer stand der Pott Kaffee im knisternden Feuer, die untergehende Sonne liess den knallharten Cowboy weich werden.
Aber der Hammer, ich sage Euch: In absoluter Stille mitten in der Pampas lag ich da und starrte in den sternklaren Himmel. So viele Wuensche kann ich nimmer mehr in meinem Leben haben, soviel Sternschnuppen glitten ueber das Firmament. Im Gegensatz zu unserem Sternhimmel, dreht sich hier auch noch alles langsam durch die Nacht. Und wenn sich dann auch noch, leicht heller werdend, die Milchstrasse in den Blickwinkel schiebt, spaetestens dann lief mir das Wasser in die Augen. Es ist ein unbeschreibliches
Gefuehl, Natur hautnah zu spueren. Ich konnte da liegen und stundenlang nach oben starren, bis die Aeuglein sich vor lauter Muedigkeit senkten. Dann gab das Feuer die Waerme, der Himmel Geborgenheit und die herum streunenden Dingos sorgten fuer ein wenig Spannung.
Ja und da war natuerlich noch die groesste Toilette, die ich je bei den in den Bergen spiegelnder aufgehender Sonne um mich hatte. Wasser gab es immer wieder in den Tiefen der Schluchten und den Flusslaeufen, hier wurde sich gewaschen. Ja die Wueste, Schluchten, Berge und viele Wunder dieser Erde, das war unser zu Hause.
Erste Station waren die Flinder Ranges. Es soll sich hier um eine der aeltesten Steinformationen der Erde handeln. Vor ueber 400 Millionen Jahren entstanden sie schimmernd, rot und purpurfarben, majestaetisch in der Sonne.
Hier habe ich dann auch tatsaechlich mal Kaengeroos in freier Wildbahn gesehen. Aber es gab auch wilde Pferde, Kamele, Emus, Geckos und vieles mehr, was halt hier so draussen im Aborignes Land lebt.
Die Flinder Ranges sind die Heimat der Adnyamathanha. In den noch vorhandenen Felszeichnungen wird Tjukurpa erklaert. Wie auch bei den Anangu (diese Aborigines leben und geben die Geschichte um Uluru und Kata Tjuta weiter) geht es um das Dreaming oder die Traumzeit. Tjukurpa ist das Fundament einer sehr alten und wichtigen Geschichte. Denn diese traditionelle Religion beinhaltet die Vorstellung unsterblicher Geister. Diese existierten schon, als es noch keine Menschen gab. Die
mystischen Traumzeit- und Ahnenwesen schufen die Natur. Es waren uebernatuerliche Wesen die, als sie alt wurden, in einen tiefen Schlaf fielen, aus dem sie zu Beginn der Zeit erwacht waren. Sie hauchen den Neugeborenen ihren Atem ein, beeinflussen Naturereignisse. Der Geist bleibt als ewige Kraft erhalten. Die spirituelle Kraft jedes Ahnen folgt genau dem Pfad, der waehrend dieser Traumzeit gewandert wurde. Denn so der Glaube, besitzen Menschen, Tiere und Pflanzen zwei Seelen. Eine ist die sterbliche, die andere gehoert zu dem Geist eines bestimmten Vorfahren. Nach dem Tod kehrt sie an dessen heilige Staette zurueck. So ist jeder Mensch spirituell an diese heiligen Staetten gebunden, ja er muss sich darum kuemmern. Das geschieht durch vorgeschriebene Rituale, begleitet durch Farben, Taenze und den Erzaehlungen, die sich in den alten Liedern wieder finden. Hier wird von den Ahnen berichtet, wird die Ordnung aufrecht erhalten, die dieser Vorfahr geschaffen hat. So besitzt dann jede Person ihr eigenes Totem (Traum), denn diese Totems sind die Verbindungen zwischen den Menschen und ihren Geiservorfahren. Aber in den Liedern wird nicht nur das Spirituelle weitergegeben. Nein, ganz wichtig, z.B. auch Jagdgruende und die in der Wueste so wichtigen Wasserstellen. Die Bedeutung dieser alten Traditionen hat nun auch seit laengerem die australische Regierung erkannt. Denn die heiligen Staetten werden durch Gesetze geschuetzt und an die Aborgines-communitys nach und nach zurueck gegeben.
Sehr eindrucksvoll gab es in Iga Warta eine kurze Einfuehrung in die Herstellung und Bedeutung der Farben. Verrieben mit Wasser (haltbarer allerdings mit Emufett) steht Weiss fuer den Geist. Das Gelb stellt den Beginn und die Sonne dar. Rot steht fuer mother earth, aber auch das Blut. Violett ist dem Organ der Leber zugeordnet. Es weist auf die Reinigung hin. Und zu guter letzt (zumindest in meinem Gesicht) findet sich das Braun wieder, gemeint ist der Atem. Neben dieser Farblehre wurde uns auch der tiefere Sinn unseres Hierseins erklaert. Denn es ist nicht der Urlaub oder das Abenteuer was uns nach Flinder Ranges und dem Wilpena Pound verschlagen hat. Nein, ganz tief in unserem Unbewussten zieht es uns zu diesen alten Wurzeln zurueck.
Und hier, wo wohl die Wurzeln tief verankert sind, hier gibt es den kleinen Ort Parachilna. Dieses 5 Einwohner Seelendorf ist eine wahre Oase im Outback. Denn hier steht das Prairie Hotel, mit seiner in ganz Australien bekannten Speiseauswahl.
Weiter gings mit den weltbesten Fahrern mitten durch die Wueste nach Coober Pedy. Vorbei am mitten in der Einoede liegenden Pink Roadhouese, ging es zum Zentrum des Edelsteines, trotzdem das eigentliche Ziel nie aus den Augen verloren.
Denn hier werden 90% der Opalvorkommen der Erde gefoerdert. Und weil es im Sommer ueber 55 Grad heiss und in den Winternaechten schweinekalt ist, leben die Menschen in unterirdischen Behausungen. Nicht nur ganze Kirchen sind hier unter der Erde errichtet worden. Eines der groessten Haeuser hat tatsaechlich 40 Zimmer. Das aber nur, weil bei der unterirdischen Erweiterung des Gebaeudes immer wieder Opalstraenge gefunden wurden. Der Besitzer nicht dumm, hat jetzt ne Villa unter der Erde und die hat sich auch bezahlt gemacht. Nur ich moechte hier nicht abgebildet sein. Es handelt sich um eine wirklich geisterhafte, bedrueckende Gegend, nicht umsonst wurde hier Mad Max gedreht. Mit anderen Worten, es sieht hier aus wie am Ende der Welt.
Ja, das naechste Ziel war dann der unbestrittene Hoehepunkt. Denn es sind, man lasse es sich auf der Zunge zergehen, Uluru und Kata Tjuta, besser bekannt als Ayers Rock und the Olgas.
Dazu war es aber auch notwendig, die endlos roten, staubigen Strassen herunter zu brettern, um auch den Staat zu wechseln.
Um die Wichtigkeit dieser Steinformationen nochmals zu betonen, sei ein wenig vertiefend der Geist der Aborigines erklaert. Es ist der Geist der Pitjantjatjara und Yankunytjatjara (sie nennen sich Anangu). Am Anfang war die Welt ohne Gestalt, hatte keine Konturen. Urwesen erschienen aus dieser Leere, reisten weit herum und erschufen dabei alle Lebewesen, die Eigenarten der Landchaft und alle Konturen wie sie uns heute in das Auge fallen. Uluru und Kata Tjuta sind der physische Beweis der Leistungen der Urwesen und ihrer Schaffenstaetigkeit. Die hier lebenden Anangu stammen direkt von diesen Urwesen ab und sind fuer das Land und die angemessene Betreuung verantwortlich. Uluru und Kata Tjuta verbinden viele markante Pfade (iwaras), welche durch die verschiedenen Urwesen bei deren Reisen entstanden sind. So wird nun
versucht, dass dieses Land hier als ein Teil der zeitlosen Darstellung der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu sehen ist. Immer unter Beruecksichtigung der Beziehung aller Wesen zueinander. Damit wird auch deutlich (und es ist hier auch tief im Herzen zu spueren), das ein notwendiger Respekt angebracht ist. Das heisst auch Ruecksicht nehmen und den unbedingten Verbot des Fotographierens zu akzeptieren. Ebenso trifft es diese Menschen hier sehr hart, wenn die heilige Staette erklommen wird. Aus Ruecksicht auf die Kultur habe ich lediglich aus der Ferne ein paar Bilder gemacht. Allerdings habe ich gegen keine Gesetze und Regeln verstossen, als ich in 3 Stunden
um den Ayers Rock herum spaziert bin. Das Gefuehl beim Erleben diese Weges werde ich wohl als ein stumme Besonderheit mit in mein Grab nehmen, wann immer das sein wird.
Zu guter letzt war dann auch der Sportsgeist gefordert. Im Mittelpunkt standen am Ende unserer Reise die Alice Springs Master Games. Erklaert wurden sie Alc Alf, ein Kuenstler hollaendischer Herkunft. Bei diesen Spielen wird sich in den verschiedensten Sportdisziplinen gemessen. Preise von groesster Bedeutung waren ausgeschrieben.
Um unserem Guide seinen Lebenswunsch zu erfuellen, der 1. Preis ein etwas groesseres Gelaendefahrzeug, musste ich das Team vertreten und in einem moerderischen Triatlon starten. Er bestand aus einer 200 km langen Autofahrt, wobei man 2 Fahrzeuge zugelost bekam. Diese Strecke fuehrte durch endlose Oede des Simpson Dessert bis zum Kings Canyon, eine Strecke, die ich allerdings kurvendriftend durchpeitschte. Hier
angekommen, hiess es diesen Canyon zu erklimmen. Nicht irgend etwas popeliges, nein, der Australier an sich neigt zur Uebertreibung, also ab auf die Spitze. Zwar standen die Rettungswagen und Flugzeuge des flying doctor service bereit, nur, ich musste da allein durch. Auf der Spitze des Berges gab es dann den Plan zur Route eines 80 km Laufes durch den ausgetrockneten Salzsee Lake Eyre. Ein See den sich Donald Campell in den 60iger Jahren aussuchte um einen Geschwindigkeitsrekord auf Land aufzustellen. Und den musste ich zu Fuss durchqueren.
Aber hier endet mein schon wohlweislich vorgefertigter Bericht.
Ich habe das Team gebeten, die letzten Zeilen zu ergaenzen und mit den letzten Bildern zu versehen. Denn ich weiss nicht, wie ich nach diesem moerderischen Lauf aussehe, eigentlich weiss ich noch nicht mal, ob ich je wieder ueberhaupt etwas sehe.
So werden diese Bilder hoffentlich einen Thomas stehend im Ziel zeigen, ansonsten werde ich mich wohl aus Australien fuer immer verabschieden um die Wege meiner Ahnen zu gehen. Mein letzter Gedanke wird dann ein Dankeschoen an Juergen sein, danke fuer die umfassende Antwort und die Erkenntnis, dass ich zumindest um das Knoellchen herum kommen konnte.