Jetzt bin ich nur noch bis Sonntag auf der Nordinsel, die auch Te ika a Maui -der Fisch von Maui- genannt wird. Da hier noch besonders tiefe Wurzeln der Vergangenheit zu finden sind, ist es Zeit nochmals auf die Maoris zurueck zu kommen.
Und wo fange ich da am besten an, natuerlich bei der Schoepfungsgeschichte.
So stiegen vor langer, langer Zeit aus dem Urnichts Te Kore der Himmelsvater Ranginui und die Erdmutter Papatuanuku auf. Unter ihren ueber 70 zahlreichen Nachkommen waren die grossen Goetter Haumia Tiketike -Gott der Farnwurzel und aller Waldfruechte-, Rongo -Gott der Kumara und der Feldfruechte-, Tu Matauenga -Gott des Krieges-, Tangaora -Gott der Meere und aller Leben darin-, Tawhirimatea -Gott der Winde- und der schon bekannte Tane Mahuta -Gott des Waldes-.
Da sassen sie nun die Brueder und redeten sich die goettlichen Koepfe heiss, ob die Eltern getrennt werden sollten, um Licht in das immer waehrende Dunkel zu bringen. Tawhirimatea wollte so gar nicht, zog sich in den Himmel zurueck und gab seinen Aerger mit riesen Blitzen und ohrenbetoerendem Donner kund, der heute noch haeufig zu hoeren ist (womit dieser Gott schon mal bewiesen waere, das fuer die Unglaeubigen unter uns). Tane Mahuta schaffte es dann aber doch die Eltern auseinander zu bringen, ihre Umarmung zu loesen, so dass sich das Leben ausbreiten konnte. Diese Trennung konnte Ranginui (das nenne ich Liebe) nicht verarbeiten und so fuellten seine Traenen die Meere und Dunst, Tau und Regen zeigen heute noch den Kummmer.
Nach der Erschaffung der Lebewesen im Meer, in der Luft und auf dem Land war das den Herren aber noch nicht genug. So sollten auch noch Menschen folgen. Da die Goetter ja alle maennlich waren, musste zunaechst ein weibliches Wesen geschaffen werden. Sie formten also aus Ton eine der Mutter aehnliche Gestalt und, ich nenne ihn mal salopp Tane hauchte der ersten Frau den Atem ein. So ward dann Hinetitama -Maedchen der Morgenroete- geschaffen.
Aus der Verbindung dieser beiden entstand die gesamte Menschheit.
Eigentlich eine sehr schoene und ueberzeugende Entstehungsgeschichte. Irgendwie habe ich trotzdem ein komisches Gefuehl. Das liegt moeglicherweise daran, das es hier in Neuseeland die weltbesten und leckersten Aepfel gibt. Und jedesmal wenn ich in einen so knackigen, roten, saftigen Apfel beisse -die Sorte heisst tatsaechlich Eve-, kommen leichte Zweifel an dieser Schoepfungsgeschichte auf, warum auch immer.
Kuenstlerisch haben die Maoris natuerlich auch einiges drauf. So zaehlen zu den traditionellen Kunstfertigkeiten die Kunstschnitzerei, und wenn der maorische Schnitzer mal gerade kein Holz zur Verfuegung hat, nimmt er pounamu -Jade-.
Die stilistische Verfeinerung dieser Arbeiten findet sich dann in der ornamentalen und rituellen Form des Taetowierens, dem moko, wieder.
Hier habe ich mal beispielhaft eine mir bekannte maennliche Wade fotographiert.
Nun sind es aber nicht nur auf die Geschichte und den Menschen bezogene Erlebnisse, nein es ist immer wieder auch die Landschaft und in diesem Fall mein Besuch bei einer Seehundkolonie, die einen in den Bann zieht.
Denn hier gibt es das Cape Palliser, der suedlichste Punkt der Nordinsel. Den Namen hat diese Gegend mit einem 250 Stufen hohen zu erklimmenden Leuchtturm vom Mentor des Seefahrers James Cook, Herr Konteradmiral Sir Hugh Palliser.
Die Fahrt geht ueber viele Kilometer entlang der bis zu 50m hohen grauen, weichen Wind und Wetter ausgesetzten Felstuerme, den Putangiua Pinnades.
Vorbei an vielen betagten Bulldozern die hier ihren Lebensabend mit dem Aussetzen und wieder Hereinfahren der Schiffe verbringen.
Unterhalb des ueber 100 Jahre alten Leuchtturmes sollte es die Seehundkolonie geben. Ich also raus aus dem Auto ans Meer. Und da sah ich tatsaechlich 3 Seehunde. Ein wenig enttaeuscht machte ich mich auf den Heimweg. Nach 150 m hielt ich aber nochmal an, um ein letzes Mal aufs Meer zu schauen.
Und dabei bin ich fast auf die Viecher draufgetreten. Lagen einfach, sich wohlig raeckelnd, auf der Wiese und zwischen den Steinen herum. Halt ne richtige Kolonie. Da sie bei naeherem Herantreten aber laut und aergerlich zu fauchen begannen, habe ich den Rueckzug begonnen.
Rueckzug hiess auch die Hauptstadt Neuseelands, Wellington zu besichtigen. Natuerlich ist die kurze Fahrt mit der Cable Car den Berg hinauf ein must. Dann wieder ein toller Hafen mit dem Nationalmuseum Te Papa Tongarewa. Hier habe ich die sehr beeindruckende Ausstellung zum Herr der Ringe besucht. Leider war das Photographieren strengstens untersagt. Die Originalruestungen, Masken sowie Schwerter usw haben bei mir neues Interesse an dem Film geweckt. Zumal in vielen Beitraegen Einzelheiten zum Film bekannt gegen wurden. Eine tolle Sache.
Mit einem letzten Blick auf den Hafen und die Haeuser dieser Stadt heisst es Abschied nehmen. Als architektonisches Meisterwerk verweise ich auf die Old Goverment Buildings. Der im italienischen Renaissancestil 1876 errichtete Bau entstammt der Bleistiftmine des Architekten William Clayton. Er wirkt wie cremefarbener Stein. Tatsaechlich ist es das zweitgroesste auf der Erde errichtete Holzgebaeude.
Nun sage ich Te ika a Maui ade und begruesse mit einem froehlichen aloha Te waka a Maui, so dass ich Aotearoa im Ganzen sehe.