So Freunde des guten Geschmacks.
Jetzt bin ich nach 24 Stunden Busfahrt am Dienstag nachmittag gut in Santiago de Chile angekommen. Nun besinne ich mich auch mal auf meinen Beruf, deswegen Bilder einer grossen Stadt. Eine Stadt, die sich mit ihren vielen Universitaeten und einem guten Flair nett praesentiert. Wenig Armut, multikulturerell, und viele freundliche aufgeschlossene Menschen. Die Haeuser manchmal bunt, alt neben neu, nicht immer eine staedtebauliche Einheit, also ganz wie zu Hause.
Ganz wie zu Hause ist allerdings nicht der Rotwein. Und davon leiste ich mir den einen oder anderen guten Tropfen, denn da hats viele von. Im Moment sitze ich ehrfuerchtig vor einer Ansammlung der Traube Cabernet Sauvignon, ausgebaut in einem sehr alten Eichenfass, des im Sueden liegenden Gutes kleinen Weingutes, Montes Alpha, Jahrgang 2004 und doch schon eine Kraft und Tiefe die mir das Herz hoeher schlagen laesst, will sagen, das Troepfchen laesst sich trinken, trotzsem, jetzt hat der Satz ein Ende, Thema Wein erst mal auch.
Irgendwie steht natuerlich auch noch die Frage Fussball im Raum. Darum beneide ich Euch tatsaechlich sehr. Ich glaube, das habe ich ein wenig unterschaetzt, auch die Sehnucht jetzt mit Euch uns zu feiern.
Aber der kleine Thomi ist ja schlau und macht eben das Beste aus der Situation. Will sagen, habe gestern sehr mit Argentinien mitgezittert. Nichts gegen die Oranges, aber bei dem nun gelungenen Gruppensieg kommt es am Samstag zu 2 Spielen, die fuer mich eine besondere Bedeutung haben. Zum Einen druecke ich natuerlich unseren Jungs die Daumen, zum Anderen ist das zweite Spiel das Argentinienspiel. Und da mache ich nun das Beste aus meiner desolaten Situation, ich verbinde 3 Dinge auf einmal.
1. ich schaue das Deutschlandspiel.
2. Ich schaue das Deutschland- und Argentinienspiel in Mendoza, werde mir auf jeden Fall ein Argentinisches Trikot kaufen (habe ich wegen der Goldaplikationen schon lange im Auge)
3. ich werde mir ein dickes argentinisches Steak und Argentinischem Rotwein bis zum Abwinken goennen.
Das hoert sich gut an, wuerde es aber gegen eine herrliches Essen im Alcazar, bei leckerem Riesling und Fussball im Herzen der Stadt sofort tauschen.
Apropo Herzen der Stadt.
Ich war heute mitten im Herzen von Santiago, im Mercado Central. Das ist der grosse Einkaufsmarkt, Zentrum des Handels. Von den einfachen Marktfrauen die auf dem Boden sitzend ihre Annanas, Bananen, eigentlich Fruechte jeglicher Art anbieten, bis zu den schreienden Fisch- und Gefluegelverkaeufern ist hier alles vertreten. Und mittendrin, das Epizentrums der frischen Fischrestaurantes. Im lauten, nervenden Stils der Anmacher vor den Tourirestaurantes jeglichen Landes, versuchen sie die Kunden zu gewinnen. Ich habe mir gedacht, ok, das kannst Du nicht verhindern, dann hoere Dir mal die Geschichten der einzelnen Animateure an. Die waren tatsaechlich abenteuerlich. Eigentlich sprach jeder deutsch, eigentlich sind die Deutschen die liebsten Gaeste. Gut, das war nicht schlecht, aber jeder konnte besser. Mir wurde von den Lebkuchen aus Aachen, Wuerstchen aus Nuernberg, Bier aus Muenchen vorgeschwaermt. Ich hoerte, dass Bremen neben Santiago den besten Fisch bietet. Das in den einzelnen Restaurantes schon hohe Politiker wie Johannes Rau gegessen haben. Das ist nur eine kleine Aufzaehlung der unerschoepflichen Phantasie der Markt- bzw. Restaurantschreier.
Gewonnen hat allerdings Rodriguez. Als ich ihm sagte, ich kaeme aus Koeln, erwiderte er, er kennt einen Koelner den ich auch kenne. Ich dachte kurz an uns Willi Millowitsch, viel zu einfach, der war es natuerlich nicht. Sondern, der Hammer, Rodriguez hat einen Freund und der heisst Fritz Schramma. Als ich ihm sagte, das ist mein oberster Chef, lagen wir uns fast vertraut in den Armen. Dann erzaehlte er mir aber in einem sehr ernsten Ton, dass sein Freund ja wohl auch in einigen merkwuerdigen Geschaeften verwickelt sei. Da ginge es wohl um Korruption oder so was aehnliches. Als er dann aber auch sagte, er findet das nicht gut, nur muss Fritz wissen was er tut,
da konnte ich nicht anders, ich nahm in seinem Restaurant Platz. Hier habe ich wohl den bis jetzt besten gegrillten Seeaal (wahnsinn vier Vokale) meines Lebens gegessen. Ich moechte anmerken, dass sich bei meinen Berichten manchmal Wahrheit und Phantasie etwas vermischen. Diese Geschichte ist allerdings genauso vorgefallen wie ich sie beschrieben habe.
Genauso sicher ist, dass ich mich bald auf den Weg nach Mendoza machen werde, um mir die Seele fuer das deutsche Team aus dem Leib zu schreien. Und wenn dann noch irgendein Kubikzentimeterchen Luft in den Lungen ist, ja dann gilt das natuerlich den Argentiniern. Ein Land was ich noch nicht kenne, aber den Wein werde ich bald kennen lernen.
Nun noch ein letzter Blick auf die schneebedeckten Wipfel und bald gehts wieder ab mit dem Bus.