Es wird ein ruhiges, schoenes Wochenende, so dachte ich, als ich gegen sieben die Augen oeffnete, ein wenig Cafe del Mar zum Aufstehen hoerte, (im Moment ist die zweite und neunte mein Favorit) und mich auf einen gemuetlichen Fussballtag freute.
Aber von wegen: Hier war heute das groesste Fest in Bolivien angesagt.
Ja, vor Monaten habe ich die Prozessionen in Antigua mit dem Koelner Karneval verglichen. Sorry, da kannte ich noch nicht Bolivien. Was hier den ganzen Tag abgeht, das hat mit einer kleinen Dorffeier nicht viel gemein.
La Entrada Folklórica del Señor Jesús del Gran Poder fue un derroche de alegrÃa, gala y belleza reflejada en los miles de ciudadanos que danzaron por devocion con sus mejores vestimentas y pasos al compás de la música de las bandas que interpretaron melodÃas que contagiaron la alegÃa al público que asistió a presenciar la llamada "Fiesta Mayor de Los Andes" en la ciudad de La Paz.
Will sagen, hier spiegelt sich in aller Festlichkeit die uebergrosse Freude in herrlichsten Kostuemen, verbunden in aller Bruederlichkeit und Andacht zu Ehren des Herrn wieder, oder auch, hier steppt der Baer.
Da bewegt sich 14 Stunden rund durch diese Millionenstadt eine endlose Schlange von tanzenden, singenden und aeussert musikalischen Menschen. Dieses Fest hat einen religioesen Ursprung. Deswegen werde ich auf Witze verzichten, denn offensichtlich geht es hier um ernste Themen. Themen, die von hunderten tanzenden Gruppen vorgebracht werden.
Mein Tageserlebnis war aber heute ein ganz anderes. Ich habe beim Zuschauen des Zuges mit viel Ellbogeneinsatz auf einer Mauer gestanden. Da sah ich in 10 m Entfernung wie ein sehr alter Herr, zitternd und in voelliger Konzentration von dieser Mauer herunter steigen wollte. Seine Knie schlotterten, aber er schaffte die fuer ihn unueberwindliche Mauer von 1 m nicht. Da bin ich hin, habe ihm die Hand gereicht, ihn um die Huefte gefasst und damit war die grosse Huerde genommen. Fuer mich ein kleiner Akt, fuer den alten Herrn wohl etwas ungewoehnliches. Denn er nahm meine Hand, zog mich auf die Mauerkante, ja und dann erzaehlte er mir bestimmt 30 Minuten aus seinem sehr bewegten Leben. Mein Gott, Hector was habe ich Dich vermisst. Denn, das war alles sehr schnell, das war neben spanisch vermutlich Qechuan vermischt mit ein wenig Aymara. Das war ausserdem mehr als herzlich, aber ich waere froh gewesen wenn ich etwas verstanden haette.
Nur, nach den 30 Minuten tat sich fuer mich eine andere Welt auf. Waehrend ich vorher noch auf dieser Mauer einen schweren Stand hatte, kaum etwas sah geschweige denn vernuenftige Photos machen konnte, so oeffneten sich auf einmal alle Tueren. Mehrere Maenner hielten den Daumen hoch, mir wurde auf die Schulter geklopft, ich hatte wohl viel Freunde. Ein Erlebnis das mich sehr beruehrte.
Nun aber zurueck zu den Eindruecken der besonderen Art. Und die waren auch das ungewoehnliche Hoererlebnis. Denn jede tanzende Truppe wurde von einer Musikkapelle begleitet. Und ihr werdet es nicht glauben, die haben alle am heutigen Tag die gleiche Melodie gespielt.
Gut, ich hatte die Musik (aechz, stoehn) ihr habt die Bilder.
Ein wesentlicher Unterschied zum Koelner Karneval ist da doch der Blick. Als ich auf der Terasse das Lied "mir fehlt nur vom Balkon, die Aussicht op der Dom", im Ohr hatte, da sagte ich zu mir: Thomas, jetzt werde ich ungerecht, denn diese Aussicht hier ist zwar nicht der Dom, aber eine eben nicht zu vergleichende Sicht in unbekannten Laendern.
So bin ich den ganzen Tag mit dem Zug mitgegangen. Oft habe ich laut Kamelle geschrien, natuerlich op Koelsch, hat aber keiner verstanden, gab nur grosse unglaubige Blicke.
Und diese ausgelassene Freude hoerte auch nicht in den Abendstunden auf. Von wegen, das letzte Bild habe ich gegen 23.00 Uhr gemacht, und da war eine Ende noch nicht abzusehen.