Wieder heisst es Abschied nehmen. Abschied von Copacabana, dem Titicacasee mit der Sonnen- und Mondinsel, ruhigen Orten die viele Erinnerungen in mir hochkommen liessen.
Mit einem letzten Blick auf mein schlichtes und doch so schoenes Lieblingscafe ist langsam die Zeit des Aufbruchs gekommen. Den letzten Abend habe ich noch ein wenig mit dem deutschen Besitzer Andreas geplaudert, den es vor 20 Jahren schon nach Suednamerika zog.
Ein kleiner Ort, der sich bunt beim Fussball, in der Architektur, den Suessigkeiten und natuerlich auch am Strand zeigte.
Ja, ja und dann diese Inseln. Nach einer einstuendigen sehr ruhigen Bootsfahrt hatten wir das Ende des Festlandes erreicht und ein unglaublicher Blick tat sich auf. Den hinter Isla de la luna schoben sich in majestaetischer Hoehe die Anden kraftvoll in den Horizont. Die Kuppen mit Schnee bedeckt, glaenzend im Sonnenlicht.
Auf der Insel selbst, die Ruinen einer alten Wohnstaette und von mir zum ersten Mal entdeckte geheimnisvolle Steinpyramiden
Ja und dann die kleine Meeresenge. Schmal, genauso wie auf Formentera. Und die haben wir damals unter groessten Schwierigkeiten passiert. Ich erinnere mich noch an die Hilfeschreie einer dicken italienischen Mama, die von der Stroemung fortgerissen wurde. Da hat Uwe seinen so geliebten Hund Seven losgelassen (das rechne ich ihm bis heute hoch an),
den er schoen auf einem Boetchen hinter sich her zog und ist zur Mama hin. Michael schwamm dem davontreibenden Hund hinterher, Bruno gab ebenfalls sein Bestes, ja und ich musste alle Sachen hochhalten und konnte dem Geschehen nur tatenlos zusehen. Bei meinen Schwimmkuensten waere ich auch nicht zum Held geworden, sondern das naechste Opfer des Meeres. Jungs, meine Hochachtung das war mehr als heldenhaft.
Es ging aber alles gut und wir konnten uns danach wie die kleinen Schweinchen an der Palme im Matsch suhlen......(So jetzt haben wir es aber auch mit den Erinnerungen).
Von der Mondinsel ging es dann rueber zur Isla del Sol, einem ruhigen Paradies fuer Wanderer. Natuerlich auch ein sehr geheimnisvoller Ort, wo ich nochmals auf dieses phantastische Panorama hinweisen moechte und die Mythologie der Inkas in Erinnerung rufe, denn hier soll der Sonnengott Inti seine Kinder Manco Cápac und Mama Ocllo auf einem Felsen der Isla del Sol zur Erde gelassen haben.
Um den Titicacasee wohnt das Volk der Aymaras, das in den Huegeln Landwirtschaft betreibt. Sie glauben, dass ihr weissbaertiger Gott Viracocha aus den kalten Tiefen des Wassers aufgestiegen ist und ihre Kultur gegruendet hat.
Allerdings ist dieses Volk auch sehr streitbar. Wie mir Andreas erzaehlte, gab es vor kurzem einen riesen Streit wegen einer versuchten Vergewaltigung. Der Angeklagte wurde von der Polizei freigelassen. Darauf haben sich die Frauen der umliegenden Doerfer getroffen und die Polizeistation gestuermt. Die Polizisten sind geflohen, tatsaechlich aus Angst teilweise bis nach Peru. Alle Gegenstaende der Polizeistation wurden aus dem Laden geraeumt und draussen angezuendet. Damit verbrannten allerdings auch saemtliche Vorstrafenregister, zur Freude von Andreas, warum auch immer. Respekt, Respekt meine Damen, dass nenne ich mal Einsatz.
Ab morgen gehts weiter nach La Paz und da wartet auf mich die Strasse des Todes.
Dazu muss man wissen, dass Bolivien der höchste der lateinamerikanischen Staaten ist. Ein Höhenunterschied von 2500 Metern trennt das Land in eine fruchtbare Tiefebene und ein Hochplateau. Boliviens Hauptstadt La Paz ist mit ihrer Lage auf 3800 Metern die höchste Hauptstadt der Welt. Die schmale Passstraße ist die Lebensader der Millionstadt. Über die "Straße des Todes" werden die 1,2 Millionen Einwohner von La Paz täglich mit frischen Nahrungsmitteln versorgt. Gerade einmal ein LKW hat jedoch auf der unbefestigten Straße Platz. Ohne Leitplanken bedeutet ein Fahrfehler fast automatisch den Sturz in die Tiefe. Über 70 Kilometer schlängelt sie sich durch das bolivianische Bergland: "el camino de la muerte", die "Straße des Todes". Eine steile Felswand auf der einen Seite, der Abgrund auf der anderen. Allein im letzten Jahr sind hier 101 Menschen ums Leben gekommen. Die Passstraße zwischen La Paz und Coroico gilt als die gefährlichste Straße der Welt.
Gerade diese Gefahr übt auf viele den großen Reiz aus. Während es für Jan Ullrich bei der Tour de France um das gelbe Trikot geht, suchen die Radfahrer, die sich auf die "Straße des Todes" wagen, vor allem den Nervenkitzel. Nicht jeder hat sein Rad unter Kontrolle. Immerhin geht es rasend schnell von 4700 Höhenmetern auf 1100. Ein Engländer hat gerade noch einmal Glück gehabt. Er sitzt ohne Fahrrad am Straßenrand. Sein Mountainbike liegt hunderte Meter tiefer im Abgrund. "Ich habe Glück gehabt. Ich war schnell, aber die Bremsen waren in Ordnung. Dann wurde ich schneller und schneller. Vielleicht habe ich einen Stein getroffen oder ich war einfach zu schnell."
"Es kommen zwar wenig Fahrradfahrer um, aber Verletzungen gibt es die ganze Zeit. Das Testosteron übersteigt einfach die Fähigkeiten."
Die "Straße des Todes" ist gesäumt von Kreuzen. Jedes von ihnen erzählt seine eigene traurige Geschichte.
So, da ich aber nicht moechte, das weder ein kleines Kreuz noch viele dieser Sorte fuer uns stehen, werde ich sehr vorsichtig fahren. Ausserdem wird die Tour von 3 Guides begleitet die in staendigem Kontakt mit dem Handy sind und einer immer vorfaehrt um die Truppe sicher herunter zu bringen. Gesund moechte ich da schon ankommen, denn schliesslich will ich Euch ja noch viel erzaehlen, mehr zumindest, als es kleine Kreuzchen koennen.