No sè, como si esta la verdad
Der Manu Nationalpark wurde 1973 gegründet und 1977 als Manu Biosphären Reservat erweitert, welches – aufgrund der weltweit höchsten Biodiversität in Manu - 1987 von der UNESCO zum Welt- Naturerbe erklärt wurde.
Manu ist eines der größten und wichtigsten Schutzeinheiten auf der Welt, es stellt ein komplettes, unberührtes Wassereinzugsgebiet unter Schutz, welches sich von 200 m ü. NN. bis zu 4100 m ü. NN. erstreckt.
Nun, also hinein, ging es doch per Expedition in einen der groessten Regenwaelder Suedamerikas. Mit einer Flaeche von ueber 2 Millionen Hektar und einer unvorstellbaren Artenvielfalt der Flora und Fauna, steckt aber auch irgendwo ganz tief in diesem Dschungel ein bisher ungeloestes Geheimnis.
Vor ueber 1500 Jahren gab es eine wunderschoene Blume, die von allen Menschen Forrest Kiss genannt wurde. Denn sie verzauberte mit ihrem Ansehen und ihrer Lieblichkeit jedes Lebewesen.
Eines Tages geschah es, dass eine junge Indigena mit grossem Liebeskummer, weinend in den Dschungel lief. Da stand sie nun hilflos und schluchzend und ihre Traenen kullerten warm und salzig auf den Boden. Als eine ihrer vielen Traenen die Blume beruehrte, beugte diese sich zaertlich zu dem Maedchen und gab ihr einen leichten Kuss. Das gab Halt. Denn nun war ein warmes und geborgenes Gefuehl im Herzen und der Liebeskummer ward nicht mehr so schlimm. Jahre spaeter, das Maedchen war laengst verheiratet und hochschwanger, erinnerte sie sich an die immer geliebte Blume und nannte ihren Sohn Florentino. So kam es, dass Forrest Kiss auf diese Weise die Chance bekam, in menschlicher Gestalt die Freundlichkeit weiter zu leben. Es wurde ihm aber nicht einfach gemacht, denn Florentino wuchs in aermlichen Verhaeltnissen auf. Sein Vater, ein Sammler und Jaeger, war mit seinem Leben sehr unzufrieden und deshalb haeufig ungerecht seinem Kind gegenueber. Die Straenge und der Jaehzorn des Vaters liessen das Kind schnell verbittern, hart und leider auch boese werden. Florentino strebte schon in jungen Jahren nach Geld und Macht und dazu war ihm jedes Mittel recht. Im Alter von 18 Jahren wurde er mit List und Tuecke Buergermeister seines Dorfes und die Leute litten unter seiner Straenge und Haerte.
Bald hatte er zwei, dann 3, 4 ja bald alle Doerfer des Dschungels unter sich. Doch er wollte noch mehr, auch die Doerfer in den Bergen und Taelern. Da er ein schlauer Mann war, tat er sich mit der Schlange Snakira zusammen. Denn wenn er auf Widerstand traf und nicht im Stande war ein weiteres Dorf einzunehmen, schickte er Snakira. Die verschlang dann mit ihrem grossen Kopf den Dorfaeltesten, so dass der Weg fuer Florentino frei war. Snakira wurde immer groesser, das Herz von Florentino immer haerter, fast wie Stein. Oft versuchten die Blumen ihn an seine Herkunft, seine Wurzeln, zu erinnern. Dann spuerte Florentino, dass es vor langer Zeit einmal ein warmes Gefuehl in ihm gab, er aber schob die Erinnerung weg und wurde noch grausamer.
Er hatte keine Augen mehr fuer die Schoenheit des Dschungels.
Er sah nicht mehr diese herrlichen Sonnenaufgaenge, nebelverhangen die feuchten Flusslandschaften.
Aber die Natur versuchte sich dem Boesen zu wiedersetzen. So entwickelte der Regenwald viele Straeucher und Baeume die den unterdrueckten und kranken Menschen halfen. Baeume wie Dragons Blood (sangre de drago), dessen Saft bei offenen Wunden sofort hilft, sweet pepper eine Pflanze die gegen Schlangengift hilft (allerdings war es kein Mittel gegen die Gefraessigkeit von Snakira), sowie den Calabash Tree, der gegen Bronchitis, Astma und diarea hilft. Aber auch Baeume die die Menschen warnen sollten, wie den walking palm Tree, ein Baum der allerdings nicht der schnellste im Warnen ist, denn mit seinen Wurzeln wandert er ca. 1 cm im Jahr.
Auf der Suche dieser alten Geschichte waren wir einer kleinen Crew unterwegs. Ob auf dem Mountain Bike (da haben wir uns mit der heilenden Frucht der Achiote -Bixa orellana- gegen Sonne und Insekten geschuetzt) oder zu Wasser auf dem Rio Dios, will sagen Rafting, es ging weiter durch den Dschungel. Hier muss ich allerdings mal kurz anmerken, dass diese Rafting Tour nicht ohne war. Es gab einige staerkere Stromschnellen, die einen sogar aus dem Boot warfen. Also, ganz ehrlich, ich war die einzige blinde Nuss, irgendwie komme ich mit dem Paddeln nicht zurecht, Erinnerungen an Belgien kamen hoch.
Was solls, wir kamen aber auf dem Boden und zu Wasser dem Geheimnis nicht naeher. Also schwangen wir uns auf die hoechsten Baeume und dann ging es ueber mehrere Plattformen ueber hunderte Meter quer durch den Dschungel, in einer Hoehe von 50 m. Mal auf die alte Tour frei nach Tarzan, oder eine von den Inkas entwickelte Form, Canopy.
Und so war die Dschungeltour anstrengend, hat aber wirklich Spass gemacht. Abgesehen davon, das es insgesamt nur drei Strassen gibt die in den Manu Regenwald fuehren. Wir haben die kuerzeste benutzt, die dauert gute 10 Stunden. Davon ist allerdings kein Meter asphaltiert.
Im Idealfall ist sie megastaubig (alles im Auto war mit einer dicken Staubschicht ueberzogen), im unguenstigen Fall war sie so wie die Caminos auf Formentera, eigentlich mit dem Auto nicht befahrbar. Teilweise fast garnicht zu passieren, da grosse Wasserfaelle sie wegspuelten. Auch konnte der Nebel so aufziehen, dass die Hand nicht vor den Augen zu sehen war.
Als auf dem Rueckweg die Lancha in den Stromschnellen stecken blieb, mussten wir alle sofort, trotz langer Hose, raus ins Wasser um das Boot vorwaerts zu bringen. Diese Tour war wirklich authentisch. Bei den stundenlangen Wanderungen, macht das schwuele Klima und die Moskitos ganz schoen zu schaffen.
Das war wirklich Dschungel und ist nicht zu vergleichen mit einem Flora- oder Zoobesuch in Koeln. Allerdings, da sieht man mehr Tiere. Mit einem sehr erfahrenen Guide sind wir losgezogen. Es ist wohl so, dass der Dschungel einen immer beobachtet und es wegen Schlangen und anderen Tieren nicht ungefaehrlich ist, allerdings man sieht sie nicht. Um es mal deutlicher auszudruecken. Wenn ich sonntags im Stadtwald jogge sehe ich mehr Papageien, als wenn ich 4 Tage im Dschungel lebe. Dafuer habe ich den Nationalvogel Perus, Cock of the rocks -rupicola peruviana-, sowie einen Kolibri Raketa gesehen, noch viel schneller als der normale Kolibri und wunderschoen. Ach ja und kleine Spinnen, die trage ich allerdings jetzt unter der Haut im Fuss, wo sie nach drei Tagen sterben sollen, was ich mal schwer hoffe.
Unsere Heimat war eine Lodge, am Wasser und mitten drin.
Von hier aus sind wir auch auf die andere Seite des Flusses, um eine wunderschoene Lagune aufzusuchen. Hier wollten wir weiter nach dem Raetsel der alten Geschichte suchen. Geholfen haette uns ein weisser Kaiman, leider haben wir ihn trotz stiller leiser Fahrt mit dem kleinen Kanu nicht gesehen. Seine Gurlaute in unmittelbarer Naehe waren aber nicht zu ueberhoeren.
Dieses zwei stuendige Gleiten war unbeschreiblich. Nur die Stimme der Natur in ihrer ganzen Vielfalt war zu hoeren. Ich habe zum ersten Mal so richtig tief in mir die sensible Weite und Staerke des ruhigen, stehenden Wassers erlebt. Es war wirklich ein Gefuehl, als ob noch nie ein Mensch vorher an diesem Platz war.
(Auch ein Gefuehl was mich nachdenklich stimmt. So werden grosse Flaechen dieser nicht mehr zurueckbringenden wunderschoenen Natur taeglich zerstoert, um dem fortschrittlichen Menschen zu helfen. Riesige Flaechen gehoeren grossen Konzernen, die zerstoeren um Gas und Oel zu foerden. Zerstoeren, weil die Nachfrage da ist. Diese Natur, hier so zu erleben wie sie wirklich ist, diese Natur ist nicht ersetzbar. Auch ein noch so grosses Gewaechshaus kann diese Eindruecke nicht vermitteln. Taeglich werden dem Regenwald tausende Tiere entnommen, weil wir uns freuen, einen Papagei, Affen oder sonst irgendwas zu sehen. Vielleicht ist es besser darauf zu verzichten, vielleicht sollten wir alle ein wenig mehr nachdenken und Sensibilitaet auch gegenueber unseren Waeldern, Seen und Fluessen entwickeln.)
Auf dem Rueckweg, dann tatsaechlich eine Spur. Es waren die Wuermer und Ameisen, die uns sagten, das wir die Loesung nur auf dem Berg finden koennten, anstatt hier dauernd auf ihnen rumzutrampeln. Apropos Ameisen, auf Empfehlung haben wir sie mal probiert, diese kleinen Termiten. 100% Protein und nach einem Hauch von Minze schmeckend. Lecker, wird aber fuer mich keine Alternative zum Mojito.
Und dann gab es doch noch Papageien, mal besser mal schlechter zu sehen, die vorflatterten und uns den Weg zu den Bergen zeigten.
Ja und dann ging es rauf wie durch ein Tor, auf ueber 4000 m. Von hier aus zu sehen auch die ueber 5200 m hoehen schneebedeckten Gipfel der hoechsten Anden.
Und an diesem Punkt klaerte sich tatsaechlich das Geheimnis.
Nachdem Florentino die Dschungelherrschaft nicht ausreichte, begann er die Doerfer in den Bergen zu erobern. Immer mit Hilfe seiner sehr dicken gefraessigen Snakira.
Und als er gerade auf dem hohen Berg stand um zu schauen, wo noch weitere Doerfer zu erobern waeren, meldete sich unter ihm im duerftigen Boden wieder sein Gewissen in Form einer weissen zarten Blume, die ganz behudsam ihrer weissen Blaetter um seine Zehen legte, ihn damit an seine Herkunft erinnern wollte.
Florentino aber war inzwischen hart wie Stein, so zertrat das zarte Geschoepf.
Und in diesem Moment geschah es, sein Gesicht wurde zu Granit. Ein Gesicht welches jetzt noch im Fels zu erkennen ist, waehrend Snakira unter ihm im Tal ebenfalls zu Staub wurde, und den Menschen fortan als Weg diente.
Eben der staubige Weg den wir die ganze Zeit gefahren sind.