Die Zeit der Spanischschule in Antigua ist vorbei, jetzt habe ich 2 Monate Zeit Peru, Bolivien und Chile zu bereisen und werde versuchen das Gelernte anzuwenden.
Zwischenstation war Lima, eine Grossstadt mit riesigen Strassenschluchten. Als ich abends im Dunklen nach Miraflores (ein Wohnort von Lima) zu dem im sehr schoenen Kolonialstil errichteten Hotel fuhr, hoerte ich das Meer und wieder kam diese Sehnsucht nach Formentera hoch.
Am naechsten Morgen wollte ich am Meer spazieren gehen. Allerdings erinnerte mich der Eindruck mehr an Fog, Nebel des Grauens. Denn den ganzen Tag zog vom Meer eine graue Nebelwand hoch, die sich langsam durch die breiten Straßen wibberte. Die Sehnsucht, das Meer zu sehen wurde nicht erfuellt.
Naechsten Tag ging es weiter mit dem Flieger nach Cusco. Dieser, in 3430 m gelegene Ort wird fuer eine Zeit meine Basisstation fuer Ausfluege in die Umgebung. Allerdings ist diese Hoehe sehr gewoehnungsbeduerftig und alles ist anfangs sehr anstrengend. Konsequentes Ausruhen machten den ersten Tag einigermassen ertraeglich. Und tatsaechlich, langsam bin ich wieder auf der Hoehe.
Ausruhen faellt mir auch in meinem Hotel nicht schwer. Es handelt um ein Kloster mit angeschlossener Schule. Es ist super sauber, einfach und halt sehr still. Die Stille hat ein Ende wenn gegen halb acht die Kinder sich singend mit den Nonnen auf dem Schulhof versammeln. Ein schoenes Bild, zwar alle in einer Schuluniform, aber nicht streng wirkend.
Nun aber zu der Stadt Cusco. Sie ist nicht nur die abwechslungsreichste schoenste Stadt Perus, sondern wegen ihrer historischen Bedeutung die interessanteste Stadt Suedamerikas. Sie liess in ihrer abwechslungsreichen Geschichte, was Macht und Reichtum angeht, wohl auch das alte Rom hinter sich. Hier lag der Mittelpunkt des Inkaimperiums. Der Grundriss der alten Hauptstadt glich der Koerperform eines Pumas. Die Palaeste waren zu dieser Zeit mit getriebenem Gold verkleidet. Leider gab es da so einen schweinischen spanischen Schweinehirten namens Pizarro und der eroberte 1533 gierig nach Gold die Stadt. Der Inka an sich nicht faul marschierte unter Manco Inka gegen die Spanier. Allerdings gelang ihm nicht die Rueckeroberung. Im Jahr 1650 zerstoerte ein Erdbeben viele der spanischen Bauten. Die Erdbeben sicheren Grundmauern der Inka-Bauten blieben aber teilweise erhalten.
Das liegt an der Art der Kunst der fugenlosen Verblockung riesiger Steine. Eines der schoensten Beispiele ist die Calle Hatunrumiyoc (ein Quechuwort, und bedeutet grosser Stein). Die konvexen Steinbloecke sind am ehemaligen Palast des Inca Roca bis zu einem Meter gross und so perfekt geschnitten, dass sie mit iherer Verzahnung keinen Moertel benoetigen. Paradebeispiel ist ein Stein, der nicht weniger als 12 Ecken hat und so genau in das Mauerwerk eingefuegt wurde.
Seine Bluetezeit erlebte Cusco ywischen 1438 und 1527 unter dem 9. Inka Pachacuti Zupanki und seinem Sohn Tupac Zupanki. Angeordnet um den Platz Huacaypata (Platz der Freude) waren eine Vielzahl von Tempeln, Heiligtuemern und Palaesten. Die meisten von ihnen von Aussen und teilweise von innen mit Gold komplett verkleidet. Wenn sich die Sonne majestaetisch aus den Anden an den Himmel schob, breitete sich ein maerchenhafter Glanz im ganzen Tal aus. Wie schon erwaehnt, hatte dieser Glanz mit dem Spanier Pizarro ein Ende. Huacaypata war dann auch die Hinrichtungsstaette des letzten Inkaherrschers Túpac Amarú II im Jahr 1781. Auf den zerstoerten Inkapalaesten errichteten dann die Spanier ihre Kolonialkirchen La Catedral und die Inglesia La Compañia de Jesus.
Eine Besonderheit ist Inglesia y Convento Santo Domingo. Hier legte das Erdbeben von 1950 Ueberreste des Sonnentempels Qoricancha frei. Im Kloster und der Kirche sind Teile dieses grossen Inkatempels erhalten. Zur Anlage gehoerte ebenfalls der Mond- und Sonnentempel. In den besonders sauber und perfekt gearbeiteten erreichte die Inkabaukunst ihre Vollendung.
Nun noch die Bilder und Eindruecke der Tempelanlagen Pisaq und Ollantaytambo, die sich auf 3900 m befinden. Es bleibt ein Raetsel wie die bis 5 Tonnen schweren Steine in die Berge transportiert worden sind, denn das Rad wurde bei den Inkas nicht eingesetzt. Diese alten Staetten wurden mit besonderer Sorgfalt gewaehlt, da sich die Sonne zu bestimmten Jahres- und Uhrzeiten so hinter den Bergen hervorhob, das die Tempelanlagen in einem besonderen Licht erschienen und der Schatten der Berge die Figuren von den hohen Priestern hatten.
Besonders erwaehnenswert sind noch die heiligen Staetten in den Bergen, wo die Herzen der Inkakoenige und hohen Priester aufbewahrt wurden, waehrend die Mumien in den Tempeln ihre letzte Ruhe fanden.
Auch waren aus den alten Anlagen immmer die Formen einiger Tierarten wie der Puma und das Lama zu erkennen. Die grossen Terrassenanlagen sind in ihrer Art einmalig und werden jetzt aufwendig wieder restauriert, da hier mit Hilfe eines ausgekluegelten Bewaesserungssystems auch noch in fast 4000 m Hoehe intensive Landwirtschaft betrieben werden konnte.
Einige Energiequellen bleiben aber auch heute noch ein Raetsel. So werden die Menschen in dem am Fuss der Tempelanlage liegenden Ort fast alle ueber 100 Jahre alt.
Vielleicht sollte ich auch in diese Art von Doerfern suche, denn wenn ich dauernd in Cusco einen auf die Muetze oder den Hals zugedrueckt bekomme, werde ich bestimmt nicht so alt.
Also mache ich mich als naechstes auf die Socken und schaue mir den Machu Picchu an.