Es naht der Sonnenuntergang, ich sitze im Cafe Sunset und trinke einen erfrischenden Suero con rum, der sich herrlich perlend an das sanft geschwungende Glas schmiegt. In ungemeiner Schaerfe und Klarheit schwenkt mein Blick von der Vulkanlandschaft San Pedro zum Toliman und bleibt beim Atitlan haengen. Ich habe das Gefuehl, die Berge mit den Haenden greifen zu koennen, ja in ihnen aufzugehen. Die Sonne schickt leise ihre letzten Strahlen verspielt ueber den tiefblauen See. Wie funkelnde kleine Sterne surfen und gleiten sie ueber die Wellen und Kaemchen des sich kraeuselnden Wassers. Die Berge wirken gegen den wolkenlosen Himmel wie gemalt und die weissen Idigenadoerfer glitzern wie kleine Diamanten. Es ist so, als haben sich die Vulkane mit Diademen schmuecken lassen. So praesentiert sich stimmungsvoll und romantisch der Atitlan See in seinen schoensten Rot-Orangefarben (und jetzt zitiere ich den Reisefuehrer: "vorausgesetzt, man hat nicht das Pech, an den wenigen nebeligen, verregneten, bewoelkten und kalten Tagen am See zu sein").
Und so ist es leider. Dieser Tag heute erfuellt all die Dinge, die nicht zu einem Sonnenuntergang passen. So entspringt die vorangegangene Beschreibung meiner Phantasie und ist leider keine Realitaet.
Es ist kalt, es regnet, wir frieren uns hier den Ar... ab,
appropo, der Cocktail schmeckt nach salzigem Seifenwasser.
Also kann ich keine Stimmung beschreiben und es bleibt die Zeit fuer Fakten: Seine Entstehung verdankt der Atitlan See der vulkanischenn Taetigkeit entlang der Kuestenkordillere der parallel zur Pazifikkueste das ganze Land durchzieht. Das Seebecken, heute 130 qkm gross ist ein Einbruchkessel, der sich durch Abdaemmung allmaehlich mit Wasser gefuellt hat. Die Vulkane San Pedro (3020 m), Toliman (3158 m) und der namensgebende Atitlan (3537) liegen kreisfoermig um das Wasser.
Der See liegt 1562 m ueber dem Meeresspiegel und der Name heisst so viel wie "Ort mit viel Wasser". Wie es scheint bezieht sich das auch auf den Himmel. Die Vulkane gelten als erloschen, auch Atitlan der zuletzt 1853 ausbrach.
Zu erwaehnen sei noch der beruechtigte Fallwind Xocomil, der am Nachmittag zu erhoehtem Wellengang fuehrt und den einheimischen Fischern in ihren kleinen Booten starke Probleme bereitet. Der Name Xocomil stammt aus der Tzutuhil-Sprache und bedeutet so viel wie "die rasende Schnelligkeit der Daemonen". Laut der Ueberlieferng der Indigenas sind das die Seelen des Cakquichel-Prinzen Utzil und seiner Geliebten, der Quiche-Prinzessin Zacar. Utzil stuerzte sich in den See, nachdem Zacar, die er zuvor von den Quiche geraubt hatte, in ihrem Versteck von Hyaenen zerfleischt wurde.
Meine Thoeorie ist aber, dass alle Indigenas bei stroemendem Regen fluchend am See sassen und sich diese Dinge einfach ausgedacht haben.
Wir koennen das jedenfalls nachvollziehen, haben jetzt nicht die beste Laune und zeigen nun noch zwei Beispiele von Architekten, die wohl ebenfalls im Regen sassen und auch so ihre Probleme hatten.